Vater und Sohn, oder Georgs Dilemma.

[…]

„Willst du das Dutzend Schäfchen allein in den Wald führen?“

„Ich komme jeden Tag mit einem Dutzend Ziegen zurecht, ich komme auch mit einem Dutzend Schafen zurecht. Keine Sorge, Georg, wir kommen mit voller Kraft zurück.“

„Wie geht es deiner Mama?”, fragte Georg.

„Es geht ihr gut.”

Georg nickte. „Und Lisa?“, fragte er nach einer Weile.

„Auch gut.“

Mila lächelte leise, denn sie hatte offensichtlich mitbekommen, dass Georg versuchte, auf Umwegen Informationen über eine ganz andere Schwester zu bekommen. Sie wollte nicht warten, bis er seinerseits nach ihrem Opa fragte, fügte sie schnell hinzu:

„Auch Marie geht es gut. Sogar sehr gut. Sie hat sich gerade entschlossen, wieder an die Universität zu gehen.“

Sebastian spitzte sofort die Ohren und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Enkelin, dann warf er einen kurzen Blick auf seinen Sohn. Georgs Gesicht verhärtete sich, dann durchlief ihn eine Welle von Gefühlen, die von Überraschung bis Unglauben reichten. Er konnte trotzdem nicht schlecht über Marie denken. Im Allgemeinen versuchte er, überhaupt nicht an sie zu denken. Um unbeantwortete Fragen zu vertreiben, erfand er Dutzende von Beschäftigungen für sich selbst.

„Marie zieht nach München?“, gluckste er mit heiserer Stimme.

[…]

„Du bist hier der Chef, du weißt, was du tust“, erwiderte Sebastian und seufzte, „Ich möchte jetzt nicht zwanzig Jahre alt sein. Zu meiner Zeit war es für einen Jungen, ein Mädel zu gewinnen, eine solche Herausforderung, wie einen Berggipfel zu besteigen. Es hinterlässt Erinnerungen für den Rest des Lebens. Diese beiden werden keine haben.“

„Jede Frau bedeutet letztlich keine Frau.“

„Das weißt du selbst am besten. Heute bist du ein einsamer Mann, der zwei Kinder großziehen muss.“